Ursprung des Fahnenschwenkens / Schlagens

Die neuen Fahnen nach der Fahnenweihe während des Schützenfestes 2008: v.l.: Frank Hoffmann (Abbildung Fahne: St. Pankratius Kirche Buldern), Dennis Driever (Wappen Gemeinde Buldern), Jürgen Artmann (St. Johannes der Täufer), Klaus Wewering (Wappen Schützenbruderschaft St. Johanni Buldern).
Der Ursprung des Fahnenschwenkens lässt sich bis in die frühe Geschichte der Menschheit zurück verfolgen. Vor vier oder fünftausend Jahren begannen die Chinesen damit, große farbige Seidentücher seitlich an Stangen zu befestigen und sie bei kriegerischen Unternehmungen oder religiösen Prozessionen mit sich zu führen. Auch bei den germanischen Völkern, insbesondere bei den Langobarden, war es Sitte, die eigenen Kampfscharen mit einem Kennzeichen zu versehen. Anfangs bestand dieses lediglich aus einem Tuch oder Fellstreifen, das “Banda” genannt wurde. Die Bedeutung der Fahne war zunächst rein symbolischer Natur. So stellte sie zum einen ein Mittel dar gegen den bösen Einfluss der gegnerischen Streitkräfte mit dem Ziel, die Kampfesmoral der eigenen Truppe zu stärken. Zum anderen erfüllte die Fahne eine weitere Funktion im rituellen – religiösen Bereich. Durch die Völkerwanderungen sahen sich die Stämme gezwungen, ihre Götterstatuen durch leichte Gegenstände zu ersetzen. Als Zeichen der Gottheit wurden nun “Tücher” oder “Fahnen” verwendet die leicht zu transportieren waren. Die Fahne war Symbol einer höheren Macht und galt als Garant des Sieges.
Die Herkunft des Fahnenschwingens lässt sich bis ins 6. Jahrhundert nach Christi zurück verfolgen. Römische Fahnen und Bannerträger “Baderei” (Banda, die dem gleichen Banner Folgenden) pflegten dem päpstlichen Umzug voranzugehen, indem sie ihre Fahnen und Banner zum Zeichen des Jubels und Freude schwenkten.
Eine Blüte erfuhr das Fahnenschwingen im Mittelalter bei religiösen, zivilen und militärischen Feiern. So wurden im 15. Jahrhundert überall in Europa Fahnenschwingerschulen gegründet. Ende des 20. Jahrhunderts erlebt das Fahnenschwingen eine neue Blüte in verschiedenen europäischen Ländern. Antikes und Modernes werden durch neue ausdrucksvolle Fahnenspiele miteinander verbunden. Fahnen die geschwungen werden haben nur einen kurzen Griff und werden unmittelbar unterhalb des Tuches gefasst. Nur so ist es überhaupt möglich eine Fahne zwischen Oberarm und Hand durch zudrehen. Um, das durch das Fahnentuch hervorgerufene Übergewicht einer Schwingfahne zu beseitigen, wird das Stockende mit Blei gefüllt. Dadurch kommt es zu einer Verlagerung des Schwerpunktes an die Stelle des Tuchansatzes, die es ermöglicht die Fahne optional in der Hand zu führen.
Das Fahnenschwingen in Deutschland geht in seinen Ursprüngen zurück zu den allerersten bekannten Aussagen über das Fahnenschwingen die wir überhaupt kennen. Unter der Bezeichnung Fahnenschwinger, Fahnenschlagen oder Fahnenschwenken war es fast überall in Deutschland verbreitet. Es galt als hohes Privileg, und es wurde nicht selten vom jeweiligen Landesherrn oder der Stadt aufgrund besonderer Verdienste verliehen. So erhielten die Augsburger Weber von Kaiser Otto den I. las Belohnung für die Tapferkeit bei der Schlacht auf dem Lechfeld das Recht, die ihnen vom Kaiser verliehene Fahne bei festlichen Gelegenheiten zu schwingen.
„Die Fahne – ein an einer Stange befestigtes Tuch, teils mit Emblemen. Die Fahne als Kampf- und Siegeszeichen war schon den altorientalischen Völkern, den Römern (Feldzeichen), Germanen und Arabern bekannt. Im Heiligen Römischen Reich wurde die Fahne im 12. Jahrhundert Belehnungssymbol (Fahnlehen). Bis zur Einführung der modernen Kriegstechnik war die Fahne ein militärisch- taktisches Sammelzeichen für die Mannschaften.“ – mit diesen Worten beschreibt der Große Brock Haus den Begriff „Fahne“ an sich.
Das Wort Fahne hat dabei seine Herkunft aus dem althochdeutsch „ Fano“, das Tuch. Dieser Name bildet als Kernbegriff weitere Wortschöpfungen, teils alte, teils neuere, die auch in der heutigen modernen Zeit noch durchaus bekannt sind und / oder noch ihre Berechtigung haben. So der Begriff „Fähnlein“, der im 16. Jahrhundert für einen ca. 300 Mann starken Truppenteil stand. Weiter ist das Wort „Fähnrich“ ein Dienstgrad, der ursprünglich für den Fahnenträger der Einheit stand, und später dem Rang des jüngsten Offiziers entsprach. Heute, in der Bundeswehr, ist der Fähnrich ein Offiziersanwärter im Range eines Feldwebels. Ein vom Wort „Fahne“ abgeleiteter Begriff, der Fahneneid als Treue- und Gehorsams Eid des Soldaten, wurde seit dem 17. Jahrhundert unter körperlicher Berührung der Fahne, abgelegt. Heute entspricht der Fahneneid dem Diensteid bei Zeit- und Berufssoldaten.
Das „Fahnenschwingen“ bei feierlichen Aufmärschen und Umzügen, ist bei allen Schützenfesten eine althergebrachte Tradition, deren Sinn und Herkunft wenig bekannt ist. Im Nachschlagewerk „Der Große Herder“ wird das Schwingen der Fahne mit folgender Bedeutung beschrieben:
<< Das Fahnenschwingen sei eine militärische Sitte; um durch Schwenken des Ehrenzeichens einen „Ehrlosen“ wieder „ehrbar“ zu machen.>>
Das Fahnenschwenken, oder wie es heute heißt „der Fahnenschlag“, dargestellt in einem besonderen Rhythmus, einer Gleichmäßigkeit und Ausgewogenheit beim Schwenken der einzelnen Schlagfahnen zueinander, ist nicht nur eine glanzvolle Vorführung auf jedem Schützenfest.Der Ablauf beruht auf alten Bräuchen, die teilweise kirchlichen Ursprung haben. Dabei soll der Zuschauer immer wieder aufs Neue an Standhaftigkeit und Bekenntnis eines besonderen Schutzheiligen erinnern werden. Es handelt sich um St. Sebastian, einer der Schutzheiligen auch unseres Schützenvereines. Dieser Heilige, meistens von Pfeilen durchbohrt und an einen Baum gefesselt dargestellt, war laut Überlieferung ein römischer Legionär, der im 3.Jahrhundert das Martyrium erlitt.
Jährlich wird auf dem Schützfest zur Eröffnung, nach dem großen Festumzug am Sonntag und natürlich zu Ehren der Majestäten im Festzelt, das Fahnenschwenken vorgeführt. Zu den bekannten Klängen des Fahnenschwenker- Walzers werden die hart einstudierten Bewegungen und Abläufe vorgeführt. Einer Initiative des Schützenbruders Johannes van Rennings ist es zu Verdanken, das 1983 erstmalig, mit geliehenen Fahnen, das Fahnenschwenken der Schützenbruderschaft St. Johanni Buldern, stattfinden konnte. Ein Jahr später wurden durch Eigenleistung des Schützenbruders van Rennings und durch Spenden neue Fahnen, die ca. 1000 DM gekostet haben, beschafft. Die ersten Fahnenschwenker der Schützenbruderschaft St. Johanni Buldern waren: Hubert Fleige, Norbert van Rennings, Georg und Johannes Jupe.
Folgende Symbole zieren die Schwenkfahnen, im Bild von links nach rechts: Friedenstaube, Bulderner Wappen, traditionelles Schützenzeichen und verdeckt Johannes der Täufer.

Die Fahnenschwenker im Jahr 2007 v.l.: Martin Rademacher, Michael Hüntemann, Klaus Wewering, Dennis Driever. Auf dem Bild fehlen Frank Hoffmann und Chef-Fahnenschwenker Jürgen Artmann.
Quellen: Fahnenschwinger Rastatt e.V., Schützenverein Kohvedel e.V., Deutscher Fahnenschwinger Verband e.V.